Der kleine Raum in Schinkels Pomonatempelchen auf dem Pfingstberg braucht Bilder. Er wäre sonst zu trostlos. Die wenigsten Besucher honorieren das Bildangebot. Sie schauen hinein und registrieren: Hier ist nichts. Und doch ist da sehr viel, gerade jetzt.
„Blattgold auf Treibsand“ nennt Stephan Velten seine 19 Collagen im einheitlichen DIN A4-Format. Wer Blattgold auf Treibsand als technische Mittel auf den Blättern sucht, wird nicht fündig. Der Ausstellungstitel findet sich als collagierter Schriftzug in einer der Arbeiten. Wer inhaltliche Absichten vermutet liegt nicht falsch.
Was zuerst ins Auge fällt, sind raffinierte Schichtungen von Transparentpapieren über Druckmedien und verschiedenen anderen Elementen, von Glanzpapierbildchen bis hin zu Bauanleitungen von Sonnenuhren. Das allein ergibt schon höchst diffizile Farbstufungen. Man bleibt optisch an den Bildern hängen und hinterfragt die Collagen. Da ist erst einmal die Hand, die sich als positive oder meist negative Form in allen Collagen findet. Sie schafft die eigentlichen Einblicke in das, was darunter liegt. Oft sind es nur farbige oder grafische Akzente oder bildnerische Fragmente, die neugierig machen. Wie geht das Bild weiter, was verbirgt sich hinter den Transparentpapierschichten? Manches erscheint als ein aus dem Zufall geborener Gag wie etwa die Grafik mit der Figur des dornengekrönten Christus, der auf jungfräulicher Brust eines Versandkatalogbildes ruht. Ein weiterer Schriftzug – außer dem des Ausstellungstitels – ist zu lesen: „Als erstes wächst Mohn auf den Schlachtfeldern“. Neben putzigen Mädchen auf Glanzbildchen stehen vergilbte Fotos von Toten auf den Schlachtfeldern der Kriege, verschwommen unter Collage-Papieren, grell in den Papieraufbrüchen. Unter Schichten, die aufgebrochen sind, steckt Geschichte.
Diese Collagen sind künstlerisch virtuose Formengebilde, die sich damit aber nicht begnügen, sondern inhaltliche Reflexion herausfordern.
Man sollte Stephan Veltens Collagen unbedingt noch einmal andernorts wieder sehen können.
Arno
Bis 15. Juli, Samstag und Sonntag, 15 – 18 Uhr, Pomona-Tempel auf dem Pfingstberg